Qobuz-Streaming ohne PC

Es gibt nicht viele kostenfreie Optionen, wenn man Qobuz ohne die Desktop-App zum High-Res Musik-Streaming nutzen möchte. Eine mögliche Lösung ist der Logitech Media Server (kurz LMS). Ähnlich wie z.B. Volumio kann LMS Mediendateien wiedergeben, die lokal oder auf einem NAS gespeichert sind. Für das Streaming mit Qobuz gibt es ein erstaunlich gut funktionierendes Plugin, das auch die lückenlose Wiedergabe (gapless) unterstützt. LMS kann auf Einplatinencomputern wie dem Raspberry Pi oder einer x86-Variante installiert werden. Die Installation unter Debian ist hier beschrieben: https://wiki.slimdevices.com/index.php/Debian_Package

Für die Wiedergabe über einen per USB angeschlossenen DAC muss zusätzlich der Squeezelite-Player installiert werden. Unter Debian kann dazu dass squeezelite Paket per apt installiert werden. Mit dem Befehl squeezelite -l können die verfügbaren Audio-Geräte aufgelistet werden.

$ squeezelite -l
Output devices:
  null
  default
  oss
  pulse
  hw:CARD=HECATELT,DEV=0
  plughw:CARD=HECATELT,DEV=0
  sysdefault:CARD=HECATELT
  iec958:CARD=HECATELT,DEV=0
  dmix:CARD=HECATELT,DEV=0
  usbstream:CARD=HECATELT

Das gewünschte Gerät wird dann in die Konfigurationsdatei /etc/default/squeezelite eingetragen.

# ALSA output device:
SL_SOUNDCARD="hw:CARD=HECATELT,DEV=0"

Danach kann der squeezelite-Daemon gestartet werden.

sudo systemctl daemon-reload
sudo systemctl enable squeezelite.service
sudo systemctl start squeezelite.service

Der Player kann dann in LMS für die Wiedergabe ausgewählt werden. Falls die Wiedergabe mit Qobuz manchmal plötzlich zum nächsten Titel springt, kann es helfen, unter den Einstellungen/Erweitert/Netzwerk den „Streamingmodus für HTTP“ auf „Persistenter Modus“ zu setzen.

Für die Nutzung mit Mobilgeräten kann das „Material-Skin“ Plugin aktiviert werden.

Alben des Jahres 2022

Hier sind zwanzig Musikalben die im Jahr 2022 erschienen sind und mir besonders gut gefallen haben.

Tangerine Dream – Raum

Coverbild des Albums Raum von Tangerine Dream

Raum ist für mich ein perfektes Album mit elektronischer Musik die verträumt und leicht melancholisch ist. Alles klingt leicht und sphärisch. Die Arrangements sind immer in langsamer Bewegung und Veränderung. Der Track You’re Always On Time ist mit seinem einfachen aber wunderschönen melodischen Motiv mein Favorit.

Alt-J – The Dream

Coverbild des Albums The Dream von alt-J

The Dream ist ein verspieltes Indie-Album. Was sofort auffällt, ist der weiche, seidige Klang des Albums, der trotzdem druckvoll und transparent ist. Dieses Kunststück alleine hat aus meiner Sicht schon einen Preis verdient. The Actor fängt das Gefühl eines völlig außer Kontrolle geratenen Lebens auf perfekte Weise ein und ist für mich der beste Song des Albums.

JB Dunckel – Carbon

Coverbild des Albums Carbon von JB Dunckel

Carbon beginnt mit zwei Tracks voller Drive und positiver Energie (Spark und Corporate Sunset), wechselt dann zu ruhigen und verträumten Tracks. Die meisten Tracks sind instrumental, aber Space, Zombie Park und Sex UFO haben Vocals und erinnern auf gute Weise an frühere Werke aus Dunckels Zeit als Mitglied von AIR. Einziger Kritikpunkt am Album ist die knappe Laufzeit mit nur 37 Minuten die wie im Flug vergeht.

Dominik Eulberg – Avichrom

Coverbild des Albums Avichrom von Dominik Eulberg

Avichrom ist ein Elektro- oder Techno-Album mit klassischen 4-to-the-floor Beats. Für den Club sind die Tracks wohl eher zu ruhig und entspannt. Ich habe 2022 viele Stunden lang zu dieser Musik programmiert. Entspannte elektronische Musik mit etwas Drive hilft mir, mich zu fokussieren. Das Album hat es aber verdient aufmerksam und ohne Ablenkung gehört zu werden. Purpurreiher ist ein Track mit besonders gelungenen Beats und hypnotisierendem melodischen Motiv.

Get Well Soon – Amen

Coverbild des Albums Amen von Get Well Soon

Mit Amen hat Konstantin Gropper ein verhältnismäßig poppiges Album veröffentlicht. Eine Computerstimme („You’re doing great. Don’t give up!“) führt wie in einer Art Selbsthilfekurs durch die vorsichtig optimistischen Tracks, die unter anderem Erfahrungen aus der Corona-Pandemie behandeln. Dabei wirkt das alles sehr ehrlich, authentisch und einfach ganz wunderbar menschlich.

Christian Gerhaher, Kammerorchester Basel, Heinz Holliger – Schoeck: Elegie, Op. 36

Coverbild des Albums Schoeck: Elegie, Op. 36

Schon in den ersten paar Takten des Albums wird klar, dass die Lieder, die Othmar Schoeck 1922 komponiert hat, ganz außergewöhnlich sind. Texte aus der Romantik treffen auf fremdartige, in die Moderne weisende Harmonien. Der Bariton Christian Gerhaher ist dabei die ideale Besetzung. Er schafft es, die Lieder mit der richtigen Menge an Wehmut und Schmerz zum Leben zu erwecken.

Moderat – More Data

Coverbild des Albums More Data von Moderat

Ein neues Album von Moderat, damit hätte ich acht Jahre nach der Veröffentlichung des dritten Albums der ursprünglichen Trilogie gar nicht mehr gerechnet. Der erste Track Fast Land führt direkt zurück in die Klangwelt von Moderat mit diesem leicht hymnischen Klang und herrlich tief schiebenden Bässen. Die Musik ist wie ein warmer Sommerabend in einer Großstadt, offen, energiegeladen, voller Potential und Möglichkeiten, nach man einfach nur greifen müsste.

Popp – Blizz

Coverbild des Albums Blizz von Popp

Blizz ist ein Album des Schlagzeugers und Produzent Simon Popp. Die Musik ist eine Mischung aus Ambient, Instrumental und Elektronik. Perkussive und metallische Klänge ziehen sich durch das Album. Manche Klänge erinnern mich dabei an Tempel-Gongs, Glocken oder Gamelanmusik. Dabei ist jeder Track spannend und abwechslungsreich. Zum nebenher Hören ebenso geeignet wie zum konzentrierten Hören auf dem Sofa. Ein echter Glücksfund für mich.

Röyksopp – Profound Mysteries

Coverbild des Album Profound Mysteries von Röyksopp

Wenn es um poppige elektronische Musik geht ist Röyksopp einer der ganz großen Namen. 2022 gab es mit Profound Mysteries I-III gleich drei Alben mit einer Mischung aus treibenden energetischen Beats und getragenen Tracks mit Vocals von verschiedenen Gastsängerinnen. Dabei sind Tracks wie If You Want Me beinahe etwas zu pathetisch für meinen Geschmack. Das herrlich schwerelose Breathe macht das aber wieder gut.

Sophia Blenda – Die neue Heiterkeit

Coverbild des Albums Die neue Heiterkeit von Sophia Blenda

Ein Indie-Album mit poetischen Texten in Deutsch und Englisch. Der Sound und die Melodien sind dunkel und melancholisch mit Klavier, Streichern und Beats. Der Gesang ist intim und geheimnisvoll bis abgeklärt. Ein Klangkunstwerk, das man immer wieder erkunden möchte, in das man sich aber auch einfach versenken kann.

Sarah Davachi – Two Sisters

Coverbild des Albums Two Sisters von Sarah Davachi

Mein Lieblings-Ambient-Album aus 2022. Minimalistisch und geheimnisvoll. Es klingt mal wie eine Klanglandschaft und mal wie bis auf den Kern reduzierte Kammermusik. Alte Orgeln spielen lang gehaltene Akkorde voller Schwebungen. Das ganze Album wirkt wie ein geheimer sakraler Ritus, dem man als Außenstehender staunend beiwohnt. Empfehlung: Man hört das ganze auf leiser Lautstärke, während man ein Buch liest, was ich dieses Jahr oft getan habe.

Quinn Christopherson – Write Your Name In Pink

Coverbild des Albums Write Your Name In Pink von Quinn Christopherson

Das Debütalbum von Quinn Christopherson bringt zwölf perfekt produzierte Pop-Rock Tracks. Die Texte sind sehr persönlich und authentisch. Der Sound ist druckvoll und warm. Höhepunkte für mich sind Bubblegum und Erase Me. Ein fesselndes und wunderschönes Album.

Tom Odell – Best Day Of My Life

Coverbild des Albums Best Day Of My Life von Tom Odell

Auch nachdem ich dieses Album nun schon oft gehört habe, nimmt mich der Titeltrack Best Day Of My Life noch immer sofort gefangen. Der zerbrechlich wirkende Gesang und die am Rand zwischen Melancholie und Optimismus verlaufende Melodie gehen mir einfach unter die Haut. Ein kurzes Album, das glücklich macht.

Marina Baranova – White Letters

Coverbild des Albums White Letters von Marina Baranova

Ein zauberhaftes Album mit Klaviermusik. Sechzehn kurze Stücke, darunter viele Eigenkompositionen, verbreiten eine fast märchenhafte Stimmung. Dabei glänzt Marina Baranova mit großer Virtuosität, wann immer es der Musik dienlich ist. Besonders angetan bin ich von dem herrlich verspielten Kolyada. Ein Album ohne Bedenken in Dauerschleife laufen könnte.

µ-Ziq – Hello

Coverbild des Albums Hello von µ-Ziq

Ein Album voller herrlich chaotischer Energie. Jungle-Beats treffen auf Trance-Synth-Flächen und wilde Arpeggios. Eine Prise Aphex Twin der 90er Jahre scheint beigemischt, über allem liegt ein angenehmer Hauch von Nostalgie. Tracks wie Pentagonal Antiprism sind auf wunderbare Weise sperrig und untanzbar. Eine zugängliche und beruhigende Elektro-Chaos-Musik.

Plaid – Feorm Falorx

Coverbild des Albums Feorm Falorx von Plaid

Plaid sind zurück mit einem leicht und verspielt klingenden Album. Tracks wie Wondergan und Bowl klingen Musik für Computerspiele. C.A. klingt getrieben und wehmütig. Return to Return pflegt den für Plaid so typischen, überbordend verspielten Stil. Dazu fast immer komplexe Beats und Percussion. Vielleicht fehlt es dem Album ein wenig an Konsistenz, die Tracks sind sehr unterschiedlich in Stimmung und Charakter. Es wird auf jeden Fall nie langweilig. Bonuspunkte für das beste Cover in 2022.

Years & Years – Night Call

Coverbild des Albums Night Call von Years & Years

Bei all meiner Liebe für Melancholie, manchmal brauche ich eine Pause davon. Night Call ist mein Sommer-Hit-Album, auch wenn es bereits im Januar erschienen ist. Auf Olly Alexander wurde ich erst durch die Netflix-Doku Growing Up Gay aufmerksam. Night Call ist sehr glatt und perfekt produziert. Ein hoch energetischer Pop-Track reiht sich an den anderen. Ein Album, zu dem man sich bewegen möchte, was ich in meinem Wohnzimmer evtl. auch ab und an getan habe.

Evgueni Galperine – Theory Of Becoming

Coverbild des Albums Theory Of Becoming von Evgueni Galperine

Unheimliche und archaische Klänge erwarten uns auf diesem spannenden Album. Etwas Bedrohliches scheint da in Gang zu kommen, es ist aber kaum möglich, sich abzuwenden. Eine surreale Klanglandschaft, die erkundet werden will.

Jóhann Jóhannsson – Drone Mass

Coverbild des Albums Drone Mass von Jóhann Jóhannsson

Das American Contemporary Music Ensemble und das Vokalensemble Theatre of Voices liefern unter Paul Hillier eine spektakuläre Aufnahme des Werkes Drone Mass von Jóhann Jóhannsson. Die Komposition ist fremdartig, sakral und elegisch. Mit dem Segment To Fold & Remain Dormant erscheint aber auch eine hoffnungsvolle und tröstliche Stimmung. Der Klang des Albums ist übrigens ebenso exzellent.

Stefan Smith – Thlostones

Coverbild des Albums Thlostones von Stefan Smith

Ein elektronisches Album voll mit warmen und druckvollen Sounds. Der erste Track Made In Japan kann stilistisch mit Synthwave und Downtempo beschrieben werden. Among The Voices Voiceless klingt eher nach Techno. Minimalistische aber sehr gut gemachte elektronische Musik.

Archive – Londinium

https://www.discogs.com/master/76314-Archive-Londinium

1996 erschien mit Londinium das Debütalbum der englischen Band Archive. Ich war damals 18 Jahre alt und habe mir die CD vermutlich gekauft, ohne die Musik zu kennen, allein weil mir das Cover gefallen hat. Das hab ich damals oft so gemacht – nicht immer mit Erfolg. Dem Cover nach hatte ich wohl eher elektronische Musik erwartet und Londinium, das mit Downtempo und Trip Hop stilistisch beschrieben werden kann, war für mich etwas ganz Neues. Ein mysteriöses und geheimnisvolles Album. Damals habe ich oft im dunklem Raum Alben komplett am Stück gehört, ganz in die Musik versunken.

Londinium ist ein Album, das zwischen Melancholie und Gelassenheit zu schweben scheint. Getragene Tracks mit Streichern und Gesang wechseln sich ab mit Tracks, die von druckvollen Trip Hop Beats angetrieben werden. Es gibt mysteriöse Samples und dazu wie als Kontrast den sanften Gesang von Roya Arab. Die Rap-Parts von Rosko John mit ihren teils abstrakten, teils existentiellen Texten klingen kühl und abgeklärt. Immer wieder drängen sich Lead-Synthesizer mit minimalistischen Melodien und sägenden Sound über Flächen aus E-Orgel und E-Piano.

Hell was a place I found by mistake
A garden’s secret yet inviting door
Leading to a place
I’m finding hard to let go

Last Five – Lyrics By Rosko John, Roya Arab

Es ist kein Album für jeden Tag, aber es ist ein Album, das ich über zwei Jahrzehnte hinweg immer wieder gehört habe und auch weiterhin hören werde.

Penny Jessup – The Alpha’s Son

https://www.tinyghostpress.com/the-alphas-son

Ich beziehe mich hier auf das Hörbuch in englischer Sprache, gelesen von Michael Mola, erschienen 2022 bei Tiny Ghost Press.

Buchcover The Alpha's Son von Penny Jessup

Von diesem Hörbuch hatte ich nicht besonders viel erwartet. Ich wollte einfach einen Zeitvertreib und hab mich auf eine Werwolf-Geschichte eingelassen, obwohl ich sonst nicht oft zu Fantasy greife. Ich war angenehm überrascht. Die gut geschriebene Geschichte ist aus der Sicht des 16 Jährigen Max Remus erzählt. Max trifft auf Jasper Apollo, einen anderen jungen Werwolf, zuerst zufällig in New York auf der Straße und dann in einem Sommercamp. Max, der eigentlich kein Interesse an der Suche nach einem Partner hat, fühlt sich zu Jasper hingezogen und muss lernen, mit diesen für Ihn neuen Gefühlen umzugehen.

Mir hat gut gefallen dass der Werwolf-Aspekt ein ganz selbstverständlicher Teil der Geschichte ist. Eher nebenher erfährt man von Max, wie sich Werwölfe von den Menschen unterscheiden. Ich komme nicht ganz darum herum Teile der Handlung zu verraten, wer das Buch also lesen will sollte hier vorerst nicht weiterlesen.

Die Anziehung zwischen Max und Jasper bleibt für mich ein bisschen mysteriös. Ist es eine Liebesgeschichte? Oder ist die Anziehung körperlicher, es werden ja explizit die Werwolf-Pheromone erwähnt. Einer meiner Kritikpunkte ist, dass wir über die Beziehung nicht viel erfahren, weil die Konstruktion der Geschichte davon abhängt, dass Jasper Max immer wieder zurückweist. Aus diesem Grund gibt es auch relativ wenig Dialog und Interaktion zwischen Max und Jasper. Für mich war das bis zum Ende des Buches nicht gerade so noch nicht frustrierend. Eine Frage die ich mir gestellt habe ist, wie plausibel es ist, dass Jasper als Teenager die Selbstkontrolle aufbringt, Max auch dann noch zurückzuweisen, wenn eigentlich alle Hindernisse aus dem Weg geräumt sind. Dass die Beiden nicht zusammen sein können, weil Jasper Angst hat, dass Max etwas passieren könnte, erscheint mir psychologisch zu konstruiert. Aber was weiß ich schon von der Gedankenwelt eines Werwolf-Alpha-Sohns. Falls es eine Fortsetzung der Geschichte geben wird, bin ich gespannt, wie die Beziehung weitergeht. Für zu lange kann das Motiv der Zurückweisung meiner Meinung nach nicht funktionieren. Einige interessante Themen aus „The Alpha’s Son“, wie etwa die Stadt der „Rogues“ und die damit verbundene soziale Ungleichheit zu den Elite-Wölfen, wären es Wert aufgegriffen zu werden.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Die Protagonisten sind mir ein klein wenig ans Herz gewachsen. Wenn Werwolf-Fantasy und Teenager-Liebes-Drama nicht abschreckt, dann kann ich es empfehlen.